Das Museum für Gegenwartskunst am Unteren Schloss in Siegen zeigt neben den Wechselausstellungen vor allem exemplarische Werke der Rubenspreisträger aus den vergangenen Jahrzehnten. In etlichen Räumen ist zur Zeit noch das Lebenswerk von Sigmar Polke zu besichtigen – diese Sonderausstellung endet am 8. März dieses Jahres. Ratsam ist es meines Erachtens, sich einer Führung anzuschließen (Tel. 0271/4057710).
Die sonntägliche Führung durch den Grundbestand des Museums stand diesmal unter dem Motto „Menschenblder“. Frau Kirsten Schwarz beschränkte sich dabei auf drei Künstler, von denen sich jeweils exemplarische Arbeiten im Bestand der Stiftung Lambrecht-Schadeberg befinden. Alle drei befassten sich in ihren Schaffensperioden mit der Darstellung von Menschen – jeder von Ihnen mit einer völlig anderen individuellen Zielsetzung und Arbeitsweise.
Realistisch und schonungslos sind die Akte von Lucian Freud – in monatelangen Arbeitssitzungen hat er alle Details seiner Modelle aufgenommen und auf die Leinwand umgesetzt. Seine Motive sind Menschen oder Tiere, die er kennt und schätzt. Er befreit die Figuren von Pathos, von Affekt – sie sind offfensichtlich losgelöst von Gesellschaft, Sozialität, von Zwängen und Konventionen. Der Schwerpunkt liegt auf Struktur und Oberfläche der Körper.
Isolation, Gewalt und Zerissenheit sind die Themen, mit denen sich der homosexuelle, in Irland geborene und von dort vertriebene Maler Francis Bacon beschäftigte. Als Autodidakt wurde er von Pablo Picasso, Van Gogh und Velázques inspiriert. Der Mensch wird oft als torsohafte, deformierte und surreale Erscheinung dargestellt. Bacon meinte: nur durch Entstellung und Verzerrung könne man der Realität näher kommen. Grudsätzlich bezog sich Bacon auf vorhandene Bilder, Gemälde und Fotografien.
Ganz anders ist das lt. Kirsten Schwarz bei der Österreicherin Maria Lassnig. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit stand der eigene Körper und die damit verbundenen Empfindungen und Gefühle. In Interviiews habe sie gesagt – „Es geht mir nicht nur um die großen Gefühle, sondern auch um die kleinen – ich trete „nackt“ vor die Leinwand – ohne Absicht, ohne Modell, ohne Fotografie“. An der Akademie der Bildenden Künste (Wien) hat sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum als Professorin für Malerei Einfluss auf die jüngere Generation ausgeübt.
Für mich waren die 2 Stunden im Museum anregend und lehrreich – werde sie sicherlich in dauerhafter Erinnerung behalten. Bei weiteren Museumsbesuchen werde ich manches „durch eine andere Brille sehen“.