Die Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen regen mich an, in meinem häuslichen Büro aufzuräumen und in den Bücherregalen zu stöbern. Vor einiger Zeit erhielt ich auf Hinweis unseres Stadtarchivars über ein Antiquariat das 1992 erschienene Buch: Die Abwassergeschichte der Sieg im Industriezeitalterr – Bilanz eines Siegeszuges. Darin heißt es … “ um 1900 war der früher bedeutende Lachsfang in der Sieg fast vollkommen zum Erliegen gekommen… Ende der 1920er Jahre wurde festgestellt, daß die Sieg oberhalb von Betzdorf für die Fischerei verloren war – zumal auch die Stadt Siegen die Sieg als Abwasserkanal benutzte …“ Schrittweise hätten die ungeklärt in den Fluß eingeleiteten Abwässer die Sieg in ene „vergiftete Kloake“ verwandelt.
Der seit den 1970er Jahren eingetretene Umdenkungsprozess habe dazu geführt, daß durch den. Ausbau des Kanalsytems und durch den Ausbau / Umbau etlicher Kläranlagen die Situation schrittweise verbessert werden konnte. In dem Fachbuch heißt es hierzu “ in den 80er Jahren scheint die Sieg mit Ausnahme des Abschnittes im Kreis Siegen-Wittgenstein über dem Berg zu sein “
Heute sind wir auch beim oberen Abschnitt der Sieg in einer insgesamt guten Situation. Für den Bereich der Stadt Siegen wird zur Zeit das zentrale Klärwerk in der Rinsenau erweitert und biologisch / technisch umgerüstet – das technisch überholte Klärwerk in Siegen-Weidenau kann anschließend stillgelegt werden.
Im Zentrum unserer Stadt wurde das Siegbett von der Überbauung ( zuvor als Parkpalette genutzt ) befreit und auch die Flußsohle wurde nach Entnahme der Pflastersteine wieder natürlich gestaltet. Wenn ich in der Nähe meines Büros von der Apollobrücke in die Sieg schaue, kann ich dort jetzt wieder einige muntere Fische beobachten.
Zurückgebaut wurden auch etliche Wehre, die bisher den Fischwechsel verhnderten, Die Planung für den Rückbau des letzten im Siegener Stadtgebiet vorhandenen Wehres ( in Kaan-Marienborn) ist abgeschlossen – zur Zeit läuft unter Federführung der Wasserbehörde beim Kreis Siegen-Wittgenstein das Genehmigungsverfahren. Seitens der Fischereigenossenschaft Siegen ( ich bin deren Vorsitzender ) begrüßen wir die geplante Umsetzung mit einer rauhen Rampe 1 :30 . Der finanzielle Aufwand wird auf ca. 800.000 EURO geschätzt.
Bei den wegen der Corona-Epidemie terrminlich verschobenen Blauen Runden Tische wird es dann um den Rückbau / Umbau der drei noch in der mittleren Sieg vorhandenen Wasserkraftanlagen gehen – die Aussichten hierfür sind positiv. Das Land Rheinland-Pfalz ist gegenüber Nord-Rhein-Westfalen bei der konkreten Umsetzung solcher Maßnahmen in Verzug.. Rechtliche Grundlage ist hierfür die EU-WRR – die europäische Wasser-Rahmen-Richtlinie.
Wir werden dafür sorgen, daß In einigen Jahren der atlantische
Lachs wieder in den Oberlauf der Seg aufsteigen kann und dort
ablaicht = sich vermehrt.