Im Jahr 1417 stifteten Heinrich Graf zu Nassau und seine Frau Adelheid Gräfin zu Heinsberg der Nikolaikapelle einen dem Erzengel Michael geweihten Altar – hierüber haben wir eine in lateinischer Spravche abgefasste Urkunde im Archiv.
Die Siegener Handwerker und Kaufleute hatten für das neben dem Rathaus und dem Marktplatz errichtete Gotteshaus das Patronium des ihren Berufsgrupen nahestehenden Heiligen Nikolaus (Bischof von Myra) gewählt.
Im !6. Jahrhundert stellte man sich schrittweise auf evangelische Gepflogenheite ein – Heiligenfiguren wurden veräußert, ein neuer Altartisch eingebaut etc. Die mehrfach um- und ausgebaute Kirche mit ihrem dominierenden Kirchturm löste die Martinikirche als Hauptpfarrkirche ab.
Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen ließ die Kirche in den 1650er Jahren innen und außen renovieren und Emporen einziehen – er beschenkte die Kirche mit einer peruanischen Taufschale und der auf seine Erhebung in den Fürstenstand hinweisenden berühmten Fürtstenkrone = ein Wahrzeichen unserer Stadt. Johann Moritz sorgte als Landesherr dafür, daß seine Untertanen die Religionen ihrer Wahl beibehalten konnten … Toleranz in religiösen Dingen sei die erste Voraussetzung für Frieden und wirschaftliche Entwicklung.
Am 16. Dezember 1944 zerstörte der Bombenangriff die Nikolaikirche – bis auf den Turm. Am 16. Dezember 1954 konnte der erste Gottesdienst in dem nach den Plänen des Architekten Denis Boniver wieder aufgauten Kirchenschiffes gefeiert werden.
Beim diesjährigen Stadtfest stand die Nikolaikirche mit einem mittelalterlichen Treiben am Marktplatz im Mittelpunkt. Mit einer der zahlreichen Gruppen habe ich den Kirchturm bestiegen und einen herrlichen Rundblick über unsere Stadt genossen.